Mailand

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Mailand ist nicht nur die Hauptstadt der norditalienischen Region Lombardei, sondern zweifellos auch die Wirtschafts- und Geldzentrale Italiens. Und zahlreiche italienische Begriffe finden sich in der internationalen Sprache von Banken, Börsen und Finanzmärkten. Genauer gesagt ist es der lombardische Dialekt, dem uns allen geläufige Worte wie “Konto”, “Giro” und “Saldo” entstammen. Auch der “Lombard-Zinssatz” geht auf die führende Rolle der Stadt Mailand während des Spätmittelalters und der Renaissance im europäischen Geldverkehr zurück.

Dem Mailänder wird allgemein ein oberflächlicher Charakter nachgesagt – ihn interessiere lediglich Geld, Arbeit und Konsum. In Sizilien ist Mailand bzw. “mailändisch” ein Synonym für Arroganz und für eine Lebensart, die geprägt wird von Geldgier und Stress. Aber man muss dem Mailänder fairerweise auch einige positive Charakterzüge zusprechen: So sind die Bewohner der lombardischen Hauptstadt tolerante Zeitgenossen, “leben und leben lassen” heißt hier das Motto. Außerdem sind sie fleißig, zuverlässig und kreativ.

Neben dem schier unglaublichen Reichtum hat sich die Metropole auch einen Namen als Mode- und Designkapitale gemacht. Fast alle großen und bedeutenden Modelabels sind, unabhängig von der Herkunft des Designers, in Mailand ansässig, zumindest unterhalten sie prominente Showrooms. Neben Wirtschaftskraft und Mode bietet Mailand noch eine Reihe weiterer kultureller Monumente, jedes für sich weltberühmt.

Sehenswürdigkeiten

Der Dom “Santa Maria Nascente” ist nicht nur ein imposantes Bauwerk, sondern auch eine der prachtvollsten Kirchen der Welt. Die Fassade mit ihren fast überladenen Elementen gehört zu den größten architektonischen Leistungen.

Die Habsburger Kaiserin Maria Theresia spendierte Ende des 18. Jahrhunderts der Stadt Mailand ein Opernhaus, welches heute zweifellos das berühmteste seiner Art weltweit ist: die “Scala”. Kein Tenor, keine Sopranistin, welche ohne den Segen des gefürchteten Mailänder Opernpublikums zu Weltruhm gelangt wäre. So ist die Bühne der Scala gleichzeitig begehrt und gefürchtet.

Von ähnlicher Berühmtheit ist ein Wandgemälde, welches sich in einer relativ unscheinbaren Kirche etwas außerhalb des Stadtzentrums befindet, in der “Chiesa Santa Maria della Grazia”. Hier schuf kein geringerer als Leonardo da Vinci sein “Abendmahl”, neben der “Mona Lisa” (ebenfalls von Leonardo da Vinci geschaffen) das wohl bekannteste Kunstwerk aller Zeiten.

Hauptstadt des Designs

Neben den namhaften Modelabels sind es vor allem Möbeldesigner, welche es in den letzten Jahrzehnten geschafft haben, Mailand zur Welthauptstadt des Designs aufsteigen zu lassen.

Die Mailänder Möbelmesse ist nicht umsonst das Mekka für alle, die sich beruflich oder aus Leidenschaft mit dem Thema “Design” beschäftigen. Jedes Jahr gibt es neue Trends, welche meist früher oder später den Weg in unser Alltagsleben finden.

Auch die Automarke “Alfa Romeo” ist ein typisches Stück Mailänder Geschichte, ja Kultur. Das Lorbeer umkränzte Emblem der Traditionsmarke zeigt zum einen ein rotes Kreuz auf weißem Grund, das Wappen Mailands, zum anderen einen gekrönten Drachen, das Symbol des wichtigsten Mailänder Herrschergeschlechts, der Familie Sforza.

Gewiss hat Alfa Romeo glorreichere Zeiten erlebt, als noch Enzo Ferrari in den roten Boliden aus Mailand Grand Prix-Rennen fuhr und die Autos, welche aus den Werkshallen in Arese rollten, zu den begehrtesten der Welt zählten. Doch wer weiß, vielleicht schafft es die Mailänder Traditionsmarke, wie Phönix aus der Asche wieder zu ehemaligen Glanz und Ruhm aufzusteigen.

Kulinarische Höhepunkte & Besonderheiten

Mailand ist auch, entgegen der landläufigen Meinung vieler Italiener, kulinarisch eine der interessantesten Städte Italiens. Nicht zu verachten ist nämlich die traditionelle Mailänder bzw. lombardische Spezialitätenküche. Das in deutschsprachigen Gefilden als “Wiener Schnitzel” bekannte, panierte und frittierte Stück Kalbfleisch heißt eigentlich “Cotoletta alla Milanese” und steht wohl schon wesentlich länger auf den Speisekarten Mailänder Lokale als auf denen im wenige 100 km entfernten Wien.

Ein echter Klassiker ist dagegen das “Risotto alla Milanese”, ein scheinbar einfaches Reisgericht mit Zutaten wie Safran und Knochenmark vom Rind. Doch Vorsicht – ein Mailänder Risotto zuzubereiten ist keineswegs eine einfache Angelegenheit. Es gibt sogar Diskussionsforen im Internet, in denen leidenschaftlich über die richtige Art der Zubereitung gestritten wird.

In unseren Breitengraden ist ein weiteres Mailänder Traditionsgericht weithin bekannt, das aus geschmorten Markknochen vom Kalb zubereitet wird: das “Ossobuco” (Feinschmecker seufzen an dieser Stelle wissend auf).

Es gibt in Mailand eine Reihe wunderbarer, alter Restaurants mit einem Flair aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, in welchen man feinste lombardische Küche genießen kann, zumeist zu moderaten Preisen. Natürlich rühmt sich die Metropole auch einer Vielzahl an Sterne-Restaurants, zahlungskräftiges Publikum ist ja schließlich vorhanden.

Und schließlich wird Mailand nachgesagt, dass sich viele der besten Chefköche für Fischspezialitäten dort niedergelassen hätten. Obgleich ein ganzes Stück vom Meer entfernt, soll die Stadt bekannt sein für Meeresgerichte? In der heutigen Zeit mit ihren schnellen Transportwegen, die alles möglich machen, kein Problem mehr.

Die kulinarische Vielfalt der Lombardei kommt nicht von ungefähr – schließlich ist die Poebene eine fruchtbare Gegend. Rinder und Schweine gab es hier schon immer zuhauf, Fischfang ist aufgrund der zahlreichen Seen (Gardasee, Iseosee, Lago Maggiore) kein Problem – ein echtes Schlaraffenland. Kein Wunder, dass auch die besten und saftigsten Schinken aus der Lombardei stammen, genauer gesagt aus Parma.

Ein weiteres Phänomen ist die Mailänder Sandwich-Kultur. Wenn ganz Italien auch zum Mittagessen die geliebte Pasta zu sich nimmt, begnügt sich der Mailänder mit einem “Panino” , einem Sandwich aus Weißbrot. Dieses kann lediglich mit Mozzarella und Tomaten oder Parmaschinken und Käse belegt sein, es gibt aber auch sehr fantasievolle Kreationen, manche sind kleine kulinarische Kunstwerke. Auch das ist typisch Mailand: Zur Mittagszeit nicht viel Zeit mit Essen verplempern, lieber Geld verdienen und es sich abends richtig gut gehen lassen.

Das Thema Wein

Selbstverständlich gibt es namhafte und wichtige Qualitäts-Anbauzonen, allen voraus die zwischen Mailand und Gardasee gelegene Hügellandschaft mit der Bezeichnung “Franciacorta”. Hier werden vorwiegend Schaumweine nach französischem Vorbild, sprich der Champagne, hergestellt.

Eines haben alle Weine aus der Franciacorta gemeinsam: es handelt sich um ein unbedingtes Qualitätsprodukt. Die Standards wurden sehr hoch gesetzt, die Winzer respektieren das und profitieren davon, denn gerade die Schaumweine haben fast das Preisniveau des französischen Vorbilds erreicht – und verkaufen sich hervorragend.

Eine weitere lombardische Weinspezialität kommt aus einem Hochtal an der Schweizer Grenze, dem Valtellina. Hier wird kurioserweise die piemontesische Traubensorte “Nebbiolo” angebaut, ihres Zeichens Grundprodukt für Barolo und Barbaresco. Die Weine aus dem Valtellina sind feine und elegante Rotweine mit ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Die höchste Qualitätsstufe, der “Sfursat”, ist allerdings eine kostspielige Angelegenheit und eher mit Amarone-Weinen zu vergleichen, als mit den feingliedrigen Weinen aus dem Piemont.

Restaurant-Tipps

  • Al Ponte, Acquanegra sul Chiese
  • Dispensa Pani e Vini, Adro
  • Visconti, Ambivere
  • Le Frise, Artogne
  • Altavilla, Bianzone
  • Dentella, Bracca
  • Osteria al Bianchi, Brescia
  • La Madia, Brione
  • La Piana, Carate Brianza
  • Hostaria Viola, Castiglione delle Stiviere
  • Osteria de l’Umbreleèr, Cicognolo
  • Il Gabbiano, Corte de’ Cortesi con Cignone
  • La Sosta, Cremona
  • Locanda delle Grazie Curtatone
  • Caffè la Crepa, Isola Dovarese
  • Osteria del Crotto, Morbegno
  • Trattoria dell’Alba, Piadena
  • Inarca, Proserpio
  • Via Vai Fratelli Fagioli, Ripalta

Weinempfehlungen

  • “Valtellina Superiore Sassella Ultimi Raggi”, Ar.Pe.Pe.
  • “Barbacarlo”, Barbacarlo
  • “Franciacorta Satèn”, Barone Pizzini
  • “Valtellina Superiore Sassella Sassi Solivi”, Cooperativa Triasso e Sassella
  • “Valtellina Superiore Riserva”, Dirupi
  • “Lugana Superiore Il Rintocco”, Marangona
  • “Rairon”, Podere Il Santo

Wir freuen uns über Korrekturen, Ergänzungen, Anregungen oder Kommentare.

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